Da-zu-sein? Klar.

Ich habe eine Hausaufgabe bekommen…bereits Tage zuvor.

Für viele mag sie total einfach sein.

Jeder versteht sie trotzdem auf eine andere Art und Weise. Dazu gleich mehr.

In jeglichen Beziehungen dachte ich immer: Ich bin für „den Anderen“ da. So richtig Heldenhaft.

Aber meine Motivation, war nicht immer eine geeignete Form für mein „Gegenüber„.

Ich dachte: Wenn ich so und so handle/kommuniziere, hoffe ich, dass mein Gegenüber genauso handelt/kommuniziert. Mache ich ihm ein selbst gemachtes Geschenk, strenge ich mich total an, dann wird er/sie „das Gleiche“ tun. Ich kann euch sagen, dass das nur selten so FUNKTIONIERT. Wenn ich also glaubte Da-zu-sein, dachte der andere wohl oft eher das Gegenteil. Denn egal wie sehr ich mich „augenscheinlich“ bemühte/anstrengte,  er/sie hat die Bemühungen einfach nicht so wertschätzen können. Ich tat  etwas „um zu“….Damit ICH mich besser fühlte. FAKT: Das traf auch nicht immer zu. Manchmal blieb eine Unzufriedenheit. Damit ICH etwas zurück bekomme. FAKT: Wieso sollte er/sie das tun? Er/sie hat es vielleicht nicht einmal bemerkt?! Damit ICH Wertschätzung etc. erhalte. FAKT: Manchmal gab es ein irritiertes Lächeln, höfliches Danke etc. als Reaktion. Ja die schönen Erwartungen wurden nicht gestillt. Schrecklich oder? 😉

Mir war das lange nicht bewusst. Kam der Gedanke/ das Gefühl auf,… hab ich ihn/es gekonnt zurück gedrängt und meine Wirklichkeit zurecht geschoben, dass sie wieder zu mir passt.

Ich bekam also Fragen. Total irritiert, was ich all die Jahre dachte „Gutes“ zu tun, entpuppte sich oftmals als Fake. Natürlich konnte ich auch bei dem anderen Freude auslösen, klar….helfen….auf jeden Fall…nicht alles ist deswegen gleich schlecht. „Begreif das mal, dass es da Unterschiede gibt“, dachte ich mir. Mein Kopf war overloaded.

Im Schnelldurchgang, rannten mir Situationen durch den Kopf. Ich habe alles hinterfragt, was mir gefühlsmäßig von damals komisch vor kam. Man müsste meinen, das ich das irgendwann selbst verändert habe…tat ich auch…mehrere Male….das „um zu“ war nur leider kaum weg zu bekommen. Reine Gewohnheit….und was da noch so alles mitspielen wollte…

Die erste Frage die ich mir stellen sollte:

Was bedeutet es für mich, für jemanden „Da-zu-sein“?

Früh hab ich von meinen Eltern gelernt, wie man Andere unterstützen kann. Ich habe es eben nur etwas verändert *g* und glaubte das gleiche zu tun.

Was bedeutet es also für mich? Ich musste lange überlegen. Kein Witz. Ich wollte alles sofort verstehen. Meine Handlungen und Denkweisen. Wieso? Wieso hab ich mir das all die Jahre selbst angetan und dem Gegenüber auch? Und mir wurde gesagt. Es geht nicht um Schuld. Es geht darum, etwas jetzt zu verändern, damit ich in Zukunft besser zuhöre, mein Wissen einsetze, echte Empathie etc. ….Ich denke ich kann mir bald selbst verzeihen. Ich bin auf einem guten Weg. Ich musste begreifen, dass die Realitäten unterschiedlich sind. In meiner eigenen handle ich so und so,..für jemand Anderen, sollte es im Besten Fall zu ihm passen.

Da-sein. Ich steige in die Realität der Freundin, meiner Mutter, meines Vaters, des Partners….Ich versuche mich in ihn/sie hinein zu versetzen. Frage nach was derjenige braucht. Betrachte dessen Körpersprache, deute sie, betitel es und biete mich dann evtl. an. Hier geht es dann in erster Linie um den Anderen. Danach um mich. Trotzdem sollte jeder schauen, dass es ihm auch dabei gut geht. Nicht alles ist gesundes Da-sein.

Anwesend mit Körper und Geist. Konzentriert auf….das geht übrigens auch per Handy, ist aber nicht ganz so empfehlenswert…trotzdem nicht immer möglich. Ablenker ausblenden so gut es geht. Das bedeutet Da-sein für mich.

Bsp.: Ich lief die letzte Zeit mit meinem Vater größere Runden, vor meinem Frühstück. Dann war seine Genesungszeit fast schon um und er musste bald darauf wieder arbeiten. Ich brauchte also einen „Mitläufer“ für die nächste Zeit. Mir viel keiner ein, der so früh los will ;). Da kam meine Nachbarin auf mich zu. Sie ist schwanger, hat was an der Hüfte und kann kaum laufen, ein Kind im Laufalter und einen jungen großen verspielten Hund. Der Hund muss raus. Ihre Frage war zuerst auf einen Abend beschränkt. Ich redete mit ihr, merkte das sie Hilfe braucht und der Hund eben Auslauf. Ihr Ehemann geht zwar mit der Hündin, hat aber durch diese besondere Situation, eben auch besonders viel um die Ohren, und die Spaziergänge sind dadurch etwas kürzer. Ich bot mich an. In erster Linie ging es mir (rein vom Gefühl ausgehend) um meine Nachbarin und die Hündin, dann um ihren Ehemann/die Tochter und dann erst um mich. Trotz des oben genannten Wunsches von mir (einen Mitläufer zu bekommen). Natürlich ist es im Nachhinein ein absolutes Geschenk für mich. Ich liebe generell Hunde und diese Hündin liebt mich. (Sie wartet schon auf das Gassi gehen mit mir 🙂 )…Ich bin da. Gleichzeitig für mehrere. Nach dem Laufen reden wir (Nachbarin und ich) manchmal und sie erzählt mir über ihre Situation. Das tut uns beiden gut. Diese Nähe.

Frage 2: Woran erkenne/spüre ICH das jemand für mich da ist?

Gute Frage. Ich habe gemerkt, dass mein Körper und Kopf dann angenehme Signale schicken. Ich fühle mich aufgehoben, angenommen, akzeptiert, respektiert, geliebt… Das heißt nicht das ich verhätschelt werde. Meine Freundin z.B. ist ehrlich zu mir und es geht ihr darum mich zu unterstützen und nicht die Situation schnell ab zu tun. Sie bietet sich mir an, nimmt sich Zeit und traut mir gleichzeitig einiges zu. Sie betitelt das was sie sieht, ist einfühlsam, sie ist mir zugewandt, sie gibt mir eine Umarmung, obwohl sie sonst nicht der Typ dafür ist. Ihre Wortwahl ist klar und ihr Körper schickt ebenso klare Signale. Wenn ich sie brauche, versucht sie „anwesend“ zu sein.

Ich gebe diese Zwei Fragen an euch weiter ….

Ich war gerade so offen wie es für mich möglich war. Es ist  momentan „noch“ ein schweres Thema (gefühlsmäßig). Interessanterweise wird mir zur Zeit sehr viel Anerkennung zuteil. Viele Bedanken sich bei mir für mein Dasein. Das tut gut. Es ist rein, heilsam, ehrlich….

euch wünsche ich ebenso ein solches Dasein. 😉

Anny